Geschichte beginnt in der Familie: Dialog der Generationen - 2020

Das internationale Projekt „Geschichte beginnt in der Familie: Dialog der Generationen“ wird nun schon zum dritten Mal stattfinden. Eine Besonderheits des Projekts dieses Jahr ist das Online-Format. Im Oktober werden 30 junge Menschen aus Deutschland, Polen und der Ukraine an einem Online-Kurs teilnehmen und anschließend unter der Leitung eines Mentors Forschungen in ihren Familien anstellen. Vor dem Kurs findet ein Kennenlernen der anderen Teilnehmenden statt und Mitte Dezember die Vorstellung der Ergebnisse der eigenen Forschungen. Die Teilnehmenden werden die Ergebnisse auf die Projektwebsite www.dialogue-of-generations.org hochladen.

Die Koordinatoren der nationalen Gruppen bereiten interne Treffen vor, die Ende September stattfinden sollen. Der Online-Kurs fängt am 1. Oktober an und besteht aus 10 Sessions zu je 3,5 Stunden. Im Laufe der Sessions werden die jungen Menschen die Rolle der Familiengeschichten in der Gestaltung der nationalen und internationalen Gedenkkultur erkunden sowie das Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau in Polen, die KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen und diverse Gedenkstätten in Lviv virtuell besuchen. Dies gibt ihnen einen Anstoß zum Nachdenken über die Rolle solcher Orte im nationalen kulturellen Kontext. Die Arbeit mit Fachliteratur und diversen anderen Quellen, Gespräche mit Zeitzeugen sowie praktische Übungen in Gruppen werden die Geschichten und Schicksale der Familien aufdecken, die von der Besatzungs- und Vernichtungspolitik der Nazis in Europa, oder aber auch von dem sowjetischen Regime betroffen waren. Wir werden unser Augenmerk auf den Zweiten Weltkrieg richten, mit besonderer Berücksichtigung des Nationalsozialismus, des Stalinismus und der Nachkriegsjahre. Wir werden auch darüber sprechen, wie Länder, Gemeinschaften und einzelne Personen heutzutage mit der Vergangenheit umgehen. Die Veranstalter und Mentoren des Projekts werden die Teilnehmenden darin unterstützen, die eigenen Forschungen durchzuführen und die Ergebnisse vorzustellen, und einen Raum schaffen, in dem jeder seine Erinnerungen, Beobachtungen und Reflexionen aus der eigenen Arbeit anderen Teilnehmenden mitteilen kann.

Die Teilnahme am Projekt ist kostenfrei. Die Anzahl der Teilnehmenden ist begrenzt. Die Veranstalter werden die Teilnehmenden auf der Grundlage der eingereichten Anmeldungen aussuchen.

Detaillierte Teilnehmerinformationen:

für Interessierte aus der Ukraine (auf Englisch);
für Interessierte aus Polen (auf Polnisch);
für Interessierte aus Deutschland (auf Deutsch).

Das Programm des Online-Kurses wird später veröffentlicht.

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Das Projekt wird durchgeführt von der internationalen Nichtregierungsorganisation „Foundations for Freedom“ im Rahmen des Programms „Ukraine Action: Healing the Past“ (Ukraine), der Internationalen Jugendbegegnungsstätte Oświęcim/Auschwitz (Polen) sowie der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten/KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen mit Unterstützung des Deutsch-Polnischen Jugendwerks aus dem Förderprogramm „Let‘s Save the Memory“ sowie des Auswärtigen Amtes.

Das Projektteam über das Projekt:

„Dieses Jahr agiere ich in dem Projekt als Co-Koordinatorin. Zuvor war ich bereits als Expertin daran beteiligt, habe eine Stadtrallye zu den Gedenkstätten in Lviv vorbereitet, die an den Zweiten Weltkrieg erinnern, und Begenungen mit Zeitzeugen, ehemaligen politischen Häftlingen des nationalsozialistischen und des sowjetischen Regimes, organisiert. Was hat mich damals am meisten beeindruckt? Die Empathie der Teilnehmenden und ihr Verlangen danach, die anderen zu verstehen. Ihre Augen waren voller Fragen und Sehnsucht nach Antworten, sie interagierten miteinander so voller Energie. Wir sehen uns jetzt vor viele Herausforderungen gestellt, die zugleich aber auch Chancen sind. Wir sind von einer Partnerschaft zu einer engen Zusammenarbeit im Team übergegangen. Anders wäre es uns nicht gelungen, ein gemeinsames Online-Programm zu entwickeln. Es ist auch deswegen ermutigend, weil dieses Format für die jungen Menschen attraktiv ist und ihre Teilnahme an dem Projekt einfacher macht. Wir stehen nicht still, wir sind offen gegenüber der neuen Erfahrung, gemeinsam online zu lernen und uns dann offline zu treffen und weiter Brücken der internationalen Verständigung und Anerkennung zu bauen.“


„Meiner Meinung nach steht das Erforschen und Dokumentieren der Familiengeschichten im Vordergrund. Es zeigt den jungen Menschen, dass Geschichte auch faszinierend und lehrreich sein kann. Sie können die historischen Fakten, die sie bisher nur aus ihren Schulbüchern kannten, aus einer völlig anderen Perspektive betrachten. Wenn sie Aufnahmen, Briefe, Dokumente aus Archiven in den Händen halten oder auch Interviews mit ihren Angehörigen durchführen, können sie sich einfacher in die Zeit „zurückversetzen“ und besser verstehen, welche Spuren die Verfolgungen in der Zeit des Nationalsozialismus und des Stalinismus auf ihren Familiengeschichten hinterlassen haben. Der Dialog darüber sensibilisiert junge Menschen aus Deutschland, Polen und der Ukraine gegenüber Unterschieden und Konflikten in den Gedenkkulturen. Es ist nicht einfach, so einen Dialog im digitalen Raum zu führen, doch wir hoffen, dass die Online-Kurse eine gute Vorbereitung auf die gemeinsamen Besuche in den Gedenkstätten nächstes Jahr sein werden.“


„Im Rahmen unseres Projekts lernen sich junge Menschen aus drei Ländern kennen. Sie bauen Vertrauen auf, was sehr wichtig ist, um sich mit komplexen und emotional schwierigen Themen wie der Nationalsozialismus, der Stalinismus und der Zweite Weltkrieg auseinanderzusetzen. Es ist faszinierend, zu beobachten, welche Rolle diese Ereignisse in ihrem Leben spielen und aus welcher Perspektive sie die verschiedenen Gedenkstätten betrachten. Unser Projekt gibt den Teilnehmenden zudem die Möglichkeit, ihre Familiengeschichte zu entdecken und mit anderen zu teilen – für viele ist es sogar das erste Mal. Internationale Begegnungen sind besonders wichtig in der Zeit der COVID-19-bedingten Einschränkungen. Obwohl wir die menschliche Begegnung und den tatsächlichen Besuch der Gedenkstätten nicht ersetzen können, hoffe ich dennoch, dass wir einen guten Rahmen für das Lernen voneinander und die Begegnung miteinander erschaffen werden.“


„In der aktuellen Situation sehe ich es als notwendig an, das bereits vor der Pandemie Erreichte zu stärken und mit neuen Formaten zu experimentieren, um den Anforderungen besser gerecht zu werden. Das betrifft sowohl neue Formate der Partnerschaft, als auch die Formate der Arbeit mit jungen Menschen und die Art und Weise, auf die wir als internationales Team uns neue Möglichkeiten erschließen. Uns erwarten wirklich viele Herausforderungen: verschiedene Nutzungsbenen von Online-Techniken zur Zusammenarbeit mit Rezipienten, die Angst vor Fehlern, die Sorgfalt bei der Planung von Programmpunkten, die komplexen Entscheidungsprozesse. Wir befürchten auch, dass wir nicht genug Teilnehmende finden können oder dass sich diese aufgrund der Herausforderungen, die die Pandemie mit sich bringt, nicht auf das schwierige Thema konzentrieren können. Doch die Entwicklung unserer Partnerschaft in dieser neuen Realität, die Fähigkeit, das Programm in ein Online-Format umzuwandeln, die Entfernung zu überbrücken und durch den Dialog über schwierige Themen aus der Vergangenheit horizontale, interkulturelle Bindungen in Familien, Mikrogemeinschaften sowie zwischen den jungen Menschen aus diesen drei Ländern zu erschaffen, zeigt uns, dass wir jetzt schon sehr viel erreicht haben.“

 

 

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