Hoffnung, die Ängste überwinden und Herausforderungen meistern hilft

Dieses Projekt ist zu einer sehr wichtigen Phase in meinem Leben geworden. Am Anfang habe ich lange überlegt, ob ich teilnehmen soll. Ich wusste nicht, wie die Online-Sitzungen ablaufen werden und ob ich mit anderen Teilnehmenden gut verstehe, da dies meine erste Erfahrung war, Menschen über die Kamera kennenzulernen. Schon beim ersten Online-Treffen wurde mir jedoch klar, dass viele Teilnehmende ein gemeinsames Ziel haben: eine der schwierigen Perioden der Geschichte zu erkunden und zu verstehen; und die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs durch sich fließen zu lassen und sie im Kontext der eigenen Familiengeschichte neu zu entdecken. Jedes Treffen eröffnete mir neue Konzepte und inspirierte mich zu neuen Gedanken, denn zunächst waren einige Dinge für mich wirklich sehr unverständlich. Wie unterschiedlich beispielsweise die Erinnerungspolitik in Deutschland, in der Ukraine und in Polen ist. Als wir von den Stolpersteinen hörten, verstand ich es nicht und fühlte negative Emotionen. Ich bin es gewohnt, große und massive Denkmäler zu sehen, von denen es in der Ukraine viele gibt. Und selbst die Wörter Denkmal und Gedenkstätte verbinde ich mit großen Bauten und nicht mit kleinen Steinen, auf die man treten kann. Dank des Dialogs zwischen uns erkannte ich die Bedeutung der Stolpersteine und die Idee, die dahinter steckt, und erfuhr, dass es sie nicht nur in Deutschland gibt, sondern auch in der Ukraine. Aber in der Ukraine sind sie nicht beliebt, weil nur wenige Menschen die Bedeutung von den Stolpersteinen kennen. Der Grund dafür: Diese Stolpersteine gibt es nur in ein paar Städten. In unserer Region gab es so was nie. Daher kam wahrscheinlich meine große Verwirrung, denn ich habe so was noch nie gesehen.

 

Jedes Treffen war etwas Besonderes für mich. Immer wenn wir in internationalen Gruppen arbeiteten, bauten wir einen Dialog miteinander auf und diskutierten über wichtige und kontroverse Themen. Ich wollte nicht nur mein Wissen und meine Gedanken über den Zweiten Weltkrieg in meinem Land teilen, sondern auch interessante Fakten über die Ukraine erzählen. Ich habe auch viele Fakten über Deutschland und Polen erfahren. Das ist sehr cool: Trotz der Entfernung zwischen uns verlief jedes Treffen in einer freundlichen Atmosphäre. Während des Projekts sind wir einander viel nähergekommen, und auch nach dem Programm treffen wir uns weiterhin online, besprechen verschiedene Themen und erfahren immer mehr über jedes der drei Länder. Das ist wichtig, denn auf diese Weise wird mit so vielen Stereotypen gebrochen. Und das geschieht nur durch den Dialog zwischen Menschen.

 

Meine Hauptangst vor und während des Projekts war das Sammeln von Geschichten über meine eigene Familie. Ich wusste nicht, wie das Endergebnis aussehen soll, wie man ein Interview aufzeichnet, wie man die Fragen zusammensetzt. Es gibt noch viele weitere Momente, wo ich mir große Sorgen machte. Die Ängste verschwanden dank der Unterstützung der Organisatorinnen und Organisatoren, die immer mit der Vorbereitung der Interviews halfen und uns auch allgemein während des Projekts unterstützten und sehr nützliche und wichtige Ratschläge gaben. Es gab mir das Vertrauen, dass alles klappen würde. Ich finde es sehr cool, wenn die Leute engagiert sind und wenn sie dir helfen und verschiedene Fragen beantworten können.

 

In der Geschichte meiner Familie haben sich für mich neue Türen geöffnet. Mir wurde klar, wie wichtig es ist, die Erinnerung an Menschen zu bewahren, die einem sehr nahe stehen. Ich erlebte ganz andere Gefühle, als mir klar wurde, dass alle Ereignisse des Zweiten Weltkriegs, über die wir gewöhnlich in Büchern lesen, eigentlich meine eigene Familie betrafen. Mir wurde klar, wie nah diese schrecklichen Ereignisse für mich sind, weil meine Verwandten dieses Chaos und diesen Schmerz mit ihren eigenen Augen sahen und fühlten. Ich glaube, dass die zukünftigen Generationen nicht vergessen dürfen, dass dies nicht nur Worte in einem Buch sind, sondern echte Ereignisse, die jeder Familie Schmerz und Leid gebracht haben. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir leben, weil jemand anders sein Leben dafür geopfert hat und dass es auch euer Opa oder eure Oma gewesen sein könnten und so weiter. Das letzte Treffen, bei dem wir unsere eigenen Familiengeschichten in internationalen Gruppen präsentierten, erwies sich für mich als sehr schwierig, denn danach hatte ich viele Fragen und Gedanken im Kopf. Als ich den Geschichten anderer Teilnehmenden zuhörte und meine eigene erzählte, pochte diese Frage in meinem Kopf: Wo fanden diese Menschen die Kraft weiterzuleben? Ich habe keine eindeutige Antwort, für mich ist es eher ein Rätsel. Jeder hatte seine eigenen Gefühle und sein eigenes Schicksal, und man kann nicht sagen, dass ein bestimmter Faktor ihnen geholfen hat, nicht zusammenzubrechen.

 

Egal, in welchem Land und in welcher Stadt man lebte, erlebten alle die schrecklichen Ereignisse jener Zeit. Vielleicht hofften sie inmitten von Chaos und Schmerz, dass der Krieg bald enden würde, dass Eltern ihre Kinder und die Männer ihre Frauen sehen würden. Wahrscheinlich half nur die Hoffnung, im Angesicht des Krieges nicht aufzugeben.

Spelling error report

The following text will be sent to our editors: