Rajisa Tokarewytsch
Dies ist die Geschichte eines russischen Mädchens, die die Hungersnot überlebte, sich an die sowjetischen Kolchosen [landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft in der Sowjetunion – A. d. Ü.] erinnert und alles überwinden konnte, indem sie in der Ukraine ihre Rettung fand. Es geht um meine Oma, die Russin ist. Ihre Kindheit – sie wurde 1943 geboren – verbrachte sie im sowjetischen Russland. Neben diesem Interview sind ihre schmerzvollsten Erinnerungen die von der Hungersnot und wie es ihre Familie traf. Sie lebten in einer kleinen Hütte (als ich klein war, habe ich diese Hütte gesehen). Meine Oma lebte mit ihren Eltern, ihrer Oma, ihrer Tante und ihrem Bruder zusammen. Sie erinnert sich noch an den Wasserbauch ihrer Mutter während der Hungersnot und wie ihr Bruder Tolja damals fast gestorben wäre, und wie ihr Vater (Lehrer, Kolchose-Vorsitzender) an der Front verwundet wurde. Oma erzählte auch, wie sie und ihr Bruder die Hausaufgaben machten: Sie hatten nur einen kleinen Tisch und als Beleuchtung diente ihnen nur eine einzige Kerze, die sie abwechselnd benutzten. Trotz der elenden Verhältnisse versuchte sie das zu machen, was sie geistig bereicherte und inspirierte: Im Geheimen von ihrem Vater stickte sie Bilder, bei Dunkelheit saß sie auf dem Ofen [gemeint wird ein traditioneller gemauerter oder aus Lehm gebauter ukrainischer Ofen, der zum Heizen, zum Kochen und zum Darauf-schlafen geeignet ist – A. d. Ü.] und stickte. Heute sind wir sehr stolz auf diese Bilder. Oma hatte kein einfaches Leben. Hört euch das Interview an, von aufrichtigen Gefühlen geprägt und die Erinnerungen aus meiner Familie schildernd.


Die Interviews werden in den Originalsprachen oder Transkriptionen davon wiedergegeben, unter Berücksichtigung von nationalen, regionalen und individuellen Sprachmerkmalen.