Man gewinnt Kraft, Mut und Vertrauen durch jene Erfahrung, die einen zwingt anzuhalten und der Gefahr ins Gesicht zu sehen. Man muss eben auch Dinge tun, von denen man glaubt, ihnen nicht gewachsen zu sein.
― Eleanora Roosevelt
Mein Polnischlehrer aus dem Gymnasium hat mir von dem Projekt erzählt und mir angeboten, an einem von der Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Oświęcim organisierten Programm teilzunehmen. Leider konnte das Programm aufgrund der Pandemie nicht stattfinden, doch wenige Monate später erfuhr ich von diesem Projekt und entschied mich, dabei zu sein.
Wir, die polnischen TeilnehmerInnen, hatten die Möglichkeit, uns persönlich in Oświęcim zu treffen. Ich glaube, das hat uns die spätere Zusammenarbeit bei unseren Aufgaben erleichtert. Am Anfang war ich etwas gestresst, da ich noch nie an einem Online-Projekt teilgenommen hatte und außerdem die Jüngste in der Gruppe war. Andererseits brachte ich auch sehr viel positive Energie mit und meine Befürchtungen erwiesen sich schnell als unbegründet. Als ich mich für das Projekt anmeldete, wollte ich mein Wissen zum Thema Holocaust und Zweiter Weltkrieg erweitern, eine andere Perspektive gewinnen, neue Menschen und Kulturen kennenlernen.
Die Online-Sessions waren wirklich sehr spannend und haben mir geholfen, mich auf mein eigenes Interview vorzubereiten. Die Atmosphäre war angenehm und regte zu Diskussionen an. Besonders gefallen haben mir die Termine, an denen wir auf die Geschichte der Gedenkstätten in Deutschland und in der Ukraine eingegangen sind, da ich noch nie dort gewesen bin und die Geschichte dieser Orte nicht genau kannte. Auch die Arbeit an der Präsentation über die Gedenkstätte in Oświęcim hat mir sehr viel gebracht und mich zu vielen Reflexionen angeregt. Wir hatten zudem die Gelegenheit, das Jüdische Museum in Oświęcim, den Verein der Roma in Polen und das Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau zu besuchen. So konnten wir die Geschichte der Stadt ergründen und dadurch ein besseres Gespür dafür bekommen, was sich dort ereignet hat.
Die Vorbereitung auf mein eigenes Interview fiel mir schwer. Aufgrund der Pandemie durfte ich mich nicht mit meiner Oma treffen, somit hatte ich auch keinen Zugang zu Archivfotos oder Dokumenten, die bestimmt hilfreich gewesen wären. Es war auch umständlich und anstrengend, das Interview am Telefon zu führen, da meine Oma kein Internet benutzt. Ich war aber überrascht, dass Oma sich im Gespräch so engagiert, offen und spontan zeigte. Obwohl diese Situation so ungewöhnlich war, hatte sie auch ihre guten Seiten, denn so konnte ich viel Zeit mit meiner Mutter und Oma verbringen und mich mit ihnen über ihre Erlebnisse und Erinnerungen aus ihrer Jugend unterhalten. Es hat mich auch überrascht, dass ich trotz des rein digitalen Projektverlaufs unglaublich tolle Menschen kennengelernt habe, mit denen ich weiterhin in Kontakt bin.
An dem Projekt hat mir besonders gut gefallen, dass wir während der Sessions interessante Themen angesprochen haben, ich fantastische Menschen kennengelernt habe, viel von den anderen TeilnehmerInnen gelernt habe und viele spannende Dokumente gelesen habe. Ich bin voller Bewunderung für alle Koordinatoren und dankbar für die enorme Arbeit, die sie in dieses Projekt investiert haben. Was das Thema Schwierigkeiten angeht, hatte ich vor allem technische Probleme, da ich die Plattform Mural noch nie benutzt hatte und nicht damit umgehen konnte. Manchmal fiel es mir auch schwer, über die gesamte Dauer der Sessions hinweg fokussiert zu bleiben, obwohl diese sehr spannend waren. Meine Lieblingsmomente waren die Diskussionen und Debatten, weil die Gespräche mit den anderen TeilnehmerInnen sehr aufregend waren und ich von ihnen sehr viel zu sehr unterschiedlichen Themen erfahren konnte.
Im Laufe des Projekts habe ich mehr Vertrauen in mein Englisch gewonnen und mich für Diskussionen mit anderen Menschen geöffnet, so dass ich nun meine Meinung zu verschiedenen Themen selbstbewusster äußern kann. Im Kopf schwirren mir zwar weiterhin viele Fragen herum, die ich noch erforschen möchte, aber nun ist meine Motivation, mein Wissen zu diesen Themen zu vertiefen, noch stärker. Ich freue mich sehr, dass ich an diesem Projekt teilnehmen durfte, und hoffe, dass wir uns auch mal persönlich treffen können.